Warum gute Vorsätze oft scheitern und wie sie gelingen können
Der Jahresbeginn bringt für viele Menschen die Motivation mit, etwas in ihrem Leben zu verändern: gesünder leben, mehr Zeit für Familie und Freunde finden, beruflich durchstarten oder schlichtweg zufriedener sein. Doch wie oft erleben wir, dass diese Vorsätze schon nach wenigen Wochen in Vergessenheit geraten?
In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, warum gute Vorsätze häufig scheitern, welche Mechanismen dahinterstecken, und wie es gelingen kann, sie erfolgreich umzusetzen. Zudem zeige ich auf, wie ich in meiner Arbeit als Coach und Berater dabei unterstützen kann, dass Veränderung langfristig gelingt.
Warum gute Vorsätze oft scheitern
1. Unrealistische Ziele:
Häufig nehmen wir uns zu viel auf einmal vor. „Ich will 10 Kilo abnehmen, mehr Sport machen und gleichzeitig weniger arbeiten“ – diese Kombination ist ein Garant dafür, dass wir uns überfordern.
2. Fehlende Klarheit:
Ein Ziel wie „gesünder leben“ klingt gut, ist aber oft zu vage. Ohne konkrete Vorstellungen fehlen uns die Schritte, um es umzusetzen.
3. Emotionale Hindernisse:
Manchmal sind es innere Blockaden oder Ängste, die uns ausbremsen, etwa die Sorge vor Misserfolg oder vor dem, was andere denken könnten.
4. Willenskraft allein reicht nicht:
Hier kommt die Forschung ins Spiel. Studien zeigen, dass Willenskraft allein nicht genügt, um langfristige Veränderung zu bewirken. Besonders wichtig ist die Fähigkeit, Absichten in die Tat
umzusetzen – und genau hier scheitern viele.
Die Wissenschaft der Veränderung: Transfervolition
Ein spannender Ansatz, der die Kluft zwischen Vorsatz und Handlung überbrückt, ist das Konzept der Transfervolition. Dieses Modell beschreibt die Fähigkeit, den Übergang von einem gesetzten Ziel in konkrete Handlungen aktiv zu gestalten. Die Transfervolition unterscheidet zwischen der Phase der Zielsetzung (Motivation) und der Phase der Zielumsetzung (Volition).
Drei entscheidende Faktoren für den Erfolg:
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Konkrete Handlungspläne:
Ein Ziel braucht einen klaren Fahrplan: Was mache ich wann und wie?
Beispiel: „Ich gehe jeden Montag, Mittwoch und Freitag um 18 Uhr ins Fitnessstudio.“ -
Hindernisse antizipieren:
Welche Stolpersteine könnten auftreten, und wie gehe ich damit um?
Beispiel: „Wenn ich länger arbeiten muss, gehe ich direkt danach ins Fitnessstudio, auch wenn es später ist.“ -
Emotionale Selbstregulation:
Die Fähigkeit, mit Frustration oder Rückschlägen umzugehen, ist entscheidend. Hier hilft oft ein Perspektivwechsel: Rückschläge sind keine Niederlagen, sondern Gelegenheiten, aus Fehlern zu lernen.
Transfervolition schafft eine Brücke zwischen Denken und Handeln. Sie hilft uns, unsere Vorsätze aus der Gedankenwelt in die Realität zu übertragen – und das nachhaltig.
Die Grunddimensionen der Existenzanalyse: Den Willen bewegen
Ein zentraler Ansatz für Veränderung liegt in der
Existenzanalyse von Viktor Frankl und Alfred Längle. Dieser Ansatz beleuchtet die Grunddimensionen, die unser Leben und unsere Entscheidungen prägen. Sie können uns dabei helfen, den „inneren
Willen“ zu bewegen und eine tiefere Motivation für Veränderung zu schaffen.
Die vier Grunddimensionen der Existenzanalyse
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Können – Die Dimension der Machbarkeit:
Diese Dimension stellt die Frage: „Habe ich die Ressourcen, um meine Ziele zu erreichen?“ Oft scheitern Vorsätze, weil wir uns unrealistische Anforderungen setzen oder die notwendigen Fähigkeiten und Rahmenbedingungen fehlen.
Beispiel: Jemand, der sich vornimmt, jeden Tag 10 km zu joggen, sollte zunächst prüfen, ob seine körperliche Verfassung das erlaubt und ob er die Zeit dafür hat.Praktischer Tipp:
Reflektieren Sie, welche Fähigkeiten, Unterstützung und Rahmenbedingungen Sie benötigen, um Ihr Ziel zu erreichen. Starten Sie mit einem machbaren Schritt, z. B. dreimal pro Woche 30 Minuten zu laufen, anstatt mit einem Marathontraining zu beginnen. -
Mögen – Die Dimension der Lust und Freude:
Ohne eine innere Begeisterung oder emotionale Verbindung verlieren wir schnell die Motivation. Diese Dimension fragt: „Mag ich, was ich mir vorgenommen habe? Bereitet es mir Freude?“ Veränderung gelingt vor allem dann, wenn sie sich nicht wie eine Last anfühlt, sondern positive Emotionen weckt.Praktischer Tipp:
Verbinden Sie Ihr Ziel mit etwas, das Ihnen Spaß macht. Wenn Sie fitter werden möchten, wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Freude bereitet, statt sich mit Aktivitäten zu quälen, die Ihnen keinen Spaß machen. -
Dürfen – Die Dimension der Erlaubnis:
Innere und äußere Erlaubnis sind oft unterschätzte Faktoren. Diese Dimension fragt: „Darf ich das überhaupt? Erlaube ich mir selbst, das zu tun?“ Manchmal blockieren uns unbewusste Überzeugungen, wie „Ich darf keine Zeit für mich nehmen, weil ich mich um andere kümmern muss.“Praktischer Tipp:
Überprüfen Sie Ihre inneren Glaubenssätze. Fragen Sie sich: „Welche Regeln oder Überzeugungen hindern mich, mein Ziel zu verfolgen? Und wie kann ich mir diese Erlaubnis geben?“ -
Sinn – Die Dimension der Bedeutung:
Der Sinn ist die tiefste und stärkste Motivationsquelle. Diese Dimension fragt: „Warum will ich dieses Ziel erreichen? Was gibt meinem Vorhaben Bedeutung?“ Ohne Sinn fehlt die langfristige Motivation, durchzuhalten – insbesondere in schwierigen Phasen.Praktischer Tipp:
Formulieren Sie Ihr Ziel so, dass es eine Bedeutung hat, die über das Ziel hinausgeht. Zum Beispiel: „Ich will gesünder leben, damit ich noch lange für meine Kinder da sein kann.“ Ein klarer Sinn gibt Ihnen die Energie, Hindernisse zu überwinden.
Wie die vier Grunddimensionen Veränderung fördern
Indem Sie die Dimensionen Können, Mögen, Dürfen und Sinn reflektieren, schaffen Sie ein solides Fundament für Veränderung:
- Können sichert die Machbarkeit.
- Mögen sorgt für Motivation und Freude.
- Dürfen löst innere Blockaden.
- Sinn liefert den Antrieb, auch bei Rückschlägen weiterzumachen.
Dieser Ansatz hilft Ihnen nicht nur, Ihre Ziele zu erreichen, sondern auch authentisch und im Einklang mit Ihren Werten zu handeln.
Wie ich im Coaching die Grunddimensionen einsetze
In meiner Arbeit als Coach und Berater nutze ich die vier Grunddimensionen, um Menschen bei Veränderungsprozessen zu unterstützen. Gemeinsam analysieren wir, welche dieser Dimensionen gestärkt werden müssen, und entwickeln Strategien, um Hindernisse zu überwinden.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Eine Klientin wollte ihre berufliche Rolle stärker mit ihren persönlichen Werten in Einklang bringen. Wir haben die vier Dimensionen beleuchtet:
- Können: Sie hat ihre Fähigkeiten analysiert und gezielt gestärkt.
- Mögen: Sie hat Projekte gewählt, die sie begeistern.
- Dürfen: Sie hat sich erlaubt, Grenzen zu setzen.
- Sinn: Sie hat ihr Ziel klar mit ihren langfristigen Wünschen verknüpft.
Das Ergebnis war nicht nur eine erfolgreiche berufliche Neuorientierung, sondern auch mehr Zufriedenheit und innere Stabilität.
Wie Veränderung gelingen kann: Praktische Tipps
1. Klein anfangen:
Statt sich große, überwältigende Ziele zu setzen, lieber mit kleinen, machbaren Schritten beginnen. Erfolgserlebnisse motivieren, weiterzumachen.
2. Positive Formulierungen nutzen:
Unser Gehirn reagiert besser auf positive als auf negative Ziele. Statt „Ich will nicht mehr faul sein“ ist „Ich werde aktiver werden“ hilfreicher.
3. Ein starkes „Warum“ finden:
Wer sein Ziel mit einem tieferen Sinn verknüpft, bleibt länger motiviert. Warum ist dieses Ziel für mich wichtig? Was verändert sich in meinem Leben, wenn ich es erreiche?
4. Unterstützung suchen:
Ob Freunde, Familie oder ein Coach – Menschen, die uns an unsere Ziele erinnern und ermutigen, machen den Unterschied.
5. Regelmäßige Reflexion:
Was hat bisher gut funktioniert? Wo brauche ich noch Unterstützung? Reflektieren Sie regelmäßig, um auf Kurs zu bleiben.
Wie ich im Coaching und in der Beratung unterstütze
In meiner Arbeit als Coach und Berater unterstütze ich Menschen dabei, ihre Ziele nicht nur zu setzen, sondern auch zu erreichen. Dabei nutze ich Methoden, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren – etwa aus der positiven Psychologie und der Transfervolition. Gemeinsam entwickeln wir einen klaren Fahrplan, der individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Eine Führungskraft wollte sich mehr Zeit für strategische Aufgaben nehmen, fühlte sich aber ständig von operativen Themen überfordert. Durch gezielte Reflexion und Planung haben wir konkrete
Schritte definiert, wie sie sich besser abgrenzen und Prioritäten setzen kann. Die Veränderung war spürbar – nicht nur für die Führungskraft selbst, sondern auch für ihr Team.
Veränderung im neuen Jahr – Starten Sie durch!
Gute Vorsätze müssen kein Wunschdenken bleiben. Mit den richtigen Methoden, klaren Zielen und der passenden Unterstützung kann Veränderung gelingen – und nicht nur den Jahresbeginn, sondern Ihr ganzes Leben bereichern.
Lesen Sie dazu auch meinen Blogartikel „Kernkompetenz Flexibilität“ oder mein Buch Beziehungsweise führen, in dem ich auf die Bedeutung von innerer Klarheit und Selbstführung eingehe.
Lassen Sie uns gemeinsam das Beste aus Ihren Vorsätzen machen. Ich freue mich, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten!