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Führung in Zeiten des Wandels

Flexibilität als Schlüsselkompetenz

 

Die heutige Arbeitswelt verändert sich gefühlt schneller als je zuvor. Neue Technologien, unvorhersehbare Marktbedingungen und gesellschaftliche Veränderungen stellen Führungskräfte, Mitarbeiter:innen und Unternehmen, vor große Herausforderungen. In einer solchen dynamischen Umgebung ist Flexibilität nicht mehr nur ein Vorteil – sie ist eine Schlüsselkompetenz, die über den Erfolg oder das Scheitern von Führung entscheiden kann. Doch was bedeutet es, flexibel zu führen, und wie können Führungskräfte diese Fähigkeit entwickeln und in ihren Teams fördern?

 

Flexibilität in der Führung: Was bedeutet das? Und warum ist das so?

Flexibilität in der Führung bedeutet, offen für Veränderungen zu sein und schnell auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Es geht darum, nicht starr an alten Strategien festzuhalten, sondern bereit zu sein, sie bei Bedarf anzupassen. Das klingt eigentlich recht einfach, ist es aber oft nicht. Und das hat gar nichts damit zu Tun, dass wir uns das nicht vornehmen, sondern viel mehr mit Energie und Klarheit.

Wer in jeder bedrohlichen Situation weiß, was sie oder er zu tun hat, kennt keine Angst und Unsicherheit. Veränderungen und die damit einhergehende Flexibilität können unterschiedlich auch als bedrohlich empfunden werden.

Maschinen und Roboter funktionieren in diesen Situationen . Es gibt festgelegte Programme, die in der jeweiligen Situation abgerufen werden können und es auch werden, um die Funktionsfähigkeit weiterhin zu gewährleisten. Diese Programme können auch so gestaltet sein, dass sie lernen können und sich selbst optimieren.

 

So ähnlich funktionieren auch die Gehirne von zum Beispiel Krokodilen oder noch einfacheren Lebewesen. Sie haben einen Auslösemechanismus im Gehirn, der ein Programm startet. Dadurch werden Verhaltensweisen in Gang gesetzt, die entsprechend der Gefahr geeignet sind das Überleben zu sichern. Zwischen Wahrnehmung der Bedrohung und Reaktion braucht es kaum Zeit. Wenn sich jedoch diese Reaktionen und die Automatismen als ungeeignet erweisen, kommt es zu einer fortschreitenden Destabilisierung. Über lange Prozesse geht das dann hin bis zu epigenetischen Effekten und Reorganisationsprozessen, die den Nachkommen günstigere genetische Voraussetzungen weitervererben.

 

Was uns Menschen als lebendige Wesen von Maschinen und Automaten unterscheidet ist, dass wir erschütterbar sind. Unsere innere Organisation ist destabilisierbar. Ein Lebewesen, das im inneren nicht mehr zu erschüttern ist, lebt nicht mehr, sondern funktioniert nur noch.

Die Fähigkeit sich ständig selbst neu zu organisieren ist es, was das Lebendige auszeichnet. Das geschieht zum größten Teil im Unterbewusstsein.

 

Große Veränderungsprozesse, Transformationsprozesse beginnen alle mit der Einsicht, dass die Vorstellung es funktioniert auch weiterhin wie bisher unzutreffend ist. Das einzig beständige ist die Veränderung, ist ein Satz der hier besondere Bedeutung bekommt. Das Leben an sich ist Veränderung und Weiterentwicklung. Wir stehen im Leben in einem Fluss der sich ständig wandelnden Wechselbeziehungen.

Veränderungen brauchen viel Energie. Das ist auch der Grund, warum oft gute Vorsätze auch Vorsätze bleiben.

Die Frage wie viel Energie habe ich im Moment zur Verfügung und wie viel Energie möchte ich in die angestrebte Veränderung investieren. Dazu kommt dann auch noch die Thematik, dass viele Veränderungen ja im Außen ihren Ursprung haben und ich gar nicht selbst auf eine Erkenntnis oder Idee zur Veränderung gekommen bin.

Die Selbstregulierung ist hier ein wichtiger Punkt. Ich muss als betroffene Führungskraft zuerst für mich selbst sorgen um im System auch wirksam zu werden und durch stabile Beziehung auch stabilisierend zu wirken. Auf den Punkt gebracht, ich kann nur für mein Team und Kollegen da sein, wenn ich selbst für mich Klarheit, Sicherheit oder zumindest die Idee oder Hoffnung habe, dass es gut wird. Sonst besteht die Gefahr, dass ich selbst auch in eine Art Starre falle und kaum oder  gar nicht wirksam werde. Im schlechtesten Fall ist die Wirkung eine negative.

 

Der Zustand in dem ein Organismus am wenigsten Energie braucht ist der Zustand der Kohärenz. Unser Gehirn ist auch darauf konditioniert schnellstmöglich von einem komplexen Zustand und einem damit viel Energieverbrauchenden, zu diesem für mich selbst stimmigen und kohärenten zurück zu kommen. Darum werden gerne unsere „Autobahnen“ im Kopf genutzt. Unsere eingeübten und vertrauten Verhaltensmuster werden zur Komplexitätsreduktion verwendet.

Erst wenn das nicht funktioniert und die Kohärenz nicht wieder hergestellt werden kann, beginnt unser Gehirn den Energieverbrauch zu erhöhen um im Frontalhirn eine Lösung zu finden. Wir erleben das auch damit, dass sich die Gedanken im Kopf im Kreis drehen oder nennen es auch Gedanken Karussell. Und wie im Reflex gehen viele Menschen in den Aktionismus und die Beschleunigung. Dann spätestens wird oft das negative Stresssystem aktiviert und dann stellt unser gesamtes System auf Notprogramm um.

Eigentlich braucht es  Entschleunigung, Entdeckerfreude, Offenheit und Gestaltungslust.

Was auch oft kommt, ist die andere Seite der Medaille. Neid, Geiz oder Missgunst, weil es leichter ist als die erste Seite.

Innere Haltung und Wertetreue, Einstellung und Haltung sind ein Konzept das wir Selbstbild nennen. Je klarer ich dieses Selbstbild für mich habe, umso besser kann ich Entscheidungen für mich treffen. Gleichzeitig ist es auch wichtig genug Abstand für mich zu finden, um eine Vorstellung darüber zu entwickeln was ich will. Ein klares Bild davon zu entwickeln und damit auch Ordnungsstiftend für mich selbst zu wirken. 

Flexibilität ist auch die Fähigkeit, unterschiedliche Führungsstile je nach Situation und Team anzuwenden. In Zeiten des Wandels müssen Führungskräfte in der Lage sein, auf Veränderungen nicht nur zu reagieren, sondern proaktiv darauf zuzugehen.

 

Eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte ist die Unsicherheit, die mit Veränderungen einhergeht. Unvorhersehbare Marktbedingungen – wie sie etwa durch die COVID-19-Pandemie deutlich geworden sind – zwingen Unternehmen, schnell neue Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Führungskräfte müssen dabei nicht nur die Richtung vorgeben, sondern auch ihre Teams durch unsichere Zeiten leiten und ihnen Orientierung bieten.

 

Besonders in hybriden Arbeitsumgebungen, in denen Mitarbeiter sowohl im Büro als auch im Homeoffice arbeiten, sind klare Kommunikation und flexible Arbeitsstrukturen entscheidend. Führungskräfte müssen sicherstellen, dass ihre Teams trotz physischer Distanz vernetzt und motiviert bleiben.

 

Praktische Tipps für flexible Führung

 

1. Anpassungsfähigkeit entwickeln:

Führungskräfte sollten bereit sein, ihre Strategien und Prozesse regelmäßig zu überdenken. Flexibilität bedeutet, offen für Neues zu bleiben und nicht an starren Plänen festzuhalten, wenn sich die Umstände ändern. Dies gilt besonders für Krisenzeiten oder unvorhersehbare Ereignisse, bei denen schnelle Entscheidungen gefragt sind.

2. Offene Kommunikation fördern:

In Zeiten des Wandels ist es entscheidend, dass Führungskräfte eine offene Kommunikationskultur fördern. Durch regelmäßigen Austausch können Teams schneller auf Veränderungen reagieren und kreative Lösungen finden. Probleme entstehen oft dort wo keine kreative Lösung gefunden wird. Offene Kommunikation hilft außerdem, Unsicherheiten im Team zu reduzieren und Vertrauen aufzubauen.

3. Hybride Arbeitsmodelle effektiv nutzen:

Die Kombination aus Remote-Arbeit und Präsenzarbeit stellt viele Unternehmen und natürlich auch die Führungskräfte vor Herausforderungen. Führungskräfte sollten flexible Arbeitsmodelle implementieren, die sowohl die Bedürfnisse der Mitarbeiter als auch die Anforderungen des Unternehmens berücksichtigen. Hierzu gehören klare Regelungen zur Erreichbarkeit, effiziente digitale Tools zur Zusammenarbeit und die Förderung einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Und die Förderung von Beziehungen. Mitarbeiterbindung braucht Beziehung. Im Büro funktioniert das oft fast wie automatisch. Remote ist da mehr zu tun und auch kreative Lösungen zu finden.

4. Resilienz stärken:

Flexibilität bedeutet auch, mit Rückschlägen umgehen zu können. Führungskräfte sollten an ihrer eigenen Resilienz arbeiten und diese Fähigkeit auch in ihren Teams fördern. Durch regelmäßige Reflexion und das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien können sie in Krisensituationen klar und ruhig reagieren.

 

Flexibilität als Erfolgsfaktor

 

In einer Welt, die sich rasant verändert, ist Flexibilität in der Führung nicht mehr optional. Führungskräfte müssen lernen, mit Unsicherheiten umzugehen, ihre Teams durch Wandel zu führen und neue Chancen zu erkennen. Offene Kommunikation, die Förderung von Resilienz und die Fähigkeit, sich schnell anzupassen, sind entscheidend, um in dieser dynamischen Umgebung erfolgreich zu sein.

 

 

Eine Frage an dich:

Wie flexibel bist du in deiner Führung? Gibt es Bereiche, in denen du offener für Veränderungen sein könntest, um dein Team und dich selbst besser auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten?